Ein neues Jahrzehnt

Lang ist der letzte Beitrag her, und doch vergesse ich diesen Ort hier nie. Ich trage ihn immer in meinen Gedanken, überlege worüber ich als nächstes schreibe und plane das Layout. Doch ich habe etwas gelernt in den letzten Monaten, eigentlich schon in den letzten 2 Jahren, doch erst jetzt vermag ich es einzusetzen.
Endlich auf mein Bauchgefühl und meinen Körper zu hören und meinen Wert nicht von der Regelmäßigkeit
meiner Beiträge aus zu machen, weder hier noch auf Instagram.

Eigentlich ist das auch schon die perfekte Einleitung für meinen heutigen Beitrag. Here we go….

Jeder kennt es, viele machen es und nochmehr scheitern daran; Neujahrs Vorsätze. Jedes Jahr auf‘s Neue, verspricht man sich abzunehmen, mehr Sport zu treiben, mit dem Rauchen aufzuhören etc. nur um nach 3 Wochen wieder in alte Muster zu verfallen und sich schlecht zu fühlen, dass man es mal wieder nicht geschafft hat. Aus Frust lässt man dann einfach alles wieder schleifen, bis es wieder Silvester ist. Ein deprimierender Kreislauf, der einen immer wieder auf‘s Neue enttäuscht. Wieso also, tun wir uns das an? New year, new me? Wohl eher „New year, new disappointments!“.
Ich möchte euch erzählen warum ich mir dieses Jahr keine Vorsätze gemacht habe und warum.

Lange bevor Silvester anstand, dachte ich viel darüber nach, was ich mir für das neue Jahr wünsche. Was ich gerne erreichen würde und was ich gerne ablegen möchte. Dabei fiel mir auf, dass es soo viele Dinge sind, die mich und meine Kapazitäten absolut überfordern würden.

Ich will erfolgreich als Fotografin arbeiten.“

Ich will meine Yogalehrer Ausbildung mit Bravour bestehen.“

Ich will mehr Reisen.

Ich will mehr auf mich achten und mir gutes tun.

Ich will alte Probleme zurücklassen.

Ich will optimistischer sein.

…und so weiter und sofort…

Die Liste geht noch ewig weiter. Als ich mir all das vor Augen führte, überlegte ich, woran meine vorherigen Vorsätze gescheitert waren. Und da ging mir ein Licht auf; Ich wollte zu viel aufeinmal!

Soweit so gut, aber dann könnte ich mir doch nur eine bestimmte Sache vornehmen… hmmm… und auch da ging mir ein Licht auf; Warum?

Wieso sollte ich mir eine Fessel freiwillig anlegen, die die ersten Wochen meines neuen Jahres bestimmen sollte?

Ich begab mich auf eine Gedankenreise, denn mir wurde bewusst, dass Vorsätze oft ein kläglicher Versuch sind die Fehler und Unzufriedenheiten aus dem vergangenen Jahr zu kompensieren. Auf dieser Reise ließ ich all das Geschehene vor meinem inneren Auge noch einmal ablaufen. Was war alles in 2019 passiert. Ich schaute zurück auf die Ereignisse die mich forderten, die mich verletzten, die mir Kraft gaben und die mich glücklich machten. Jedoch teilte ich keines davon in „gut“ oder „schlecht“ ein, ich bewertete nicht was die einzelnen Situationen mit mir und meinen Emotionen gemacht haben. Stattdessen konzentrierte ich mich auf das Endresultat all dieser Erlebnisse. Der Punkt an dem ich mich jetzt befand, die Erfahrungen und Erkenntnisse die ich dadurch erlangt hatte. Und ich war dankbar. Unglaublich sich vorzustellen, denn wie viele von euch mitbekommen haben, war 2019 eine Achterbahn der Gefühle. Und trotzdem war ich einfach nur dankbar für das Wachstum, dass ich in diesem Jahr machen durfte.


In diesem Jahr habe ich mich so sehr verändert, dass ich oft zurück blicke und mich frage, wer diese Person damals eigentlich war. Vermutlich war es eine Version meiner Selbst, die darauf programmiert war zu funktionieren, zu gefallen, hinein zu passen und meine wahren Emotionen zu verstecken.
Eine Version die mich beschützen sollte, doch dann mein freiwillig gewählter Käfig wurde.

Ich entschloss mich also dagegen - keine Vorsätze sollten mich diesmal in ein Korsett quetschen was mir nicht gerecht werden würde. Ich ließ das neue Jahr einfach auf mich zu kommen. Ich habe keine hohen Erwartungen an 2020, ich habe nur ein persönliches Projekt, mein Yoga Teacher Training. Ich habe mir wenn dann überhaupt nur eine Sache vorgenommen, die aber auch schon Ende 2019 ein wichtiger Bestandteil meines Alltag´s wurde; höre auf deinen Körper. Aber selbst das ist kein Vorsatz, denn in meinem Inneren habe ich mit mir vereinbart, wenn es mal nicht klappt, dann ist es so, wir versuchen es morgen wieder. Güte ist dafür denke ich ein gutes Wort. Mit sich selbst gütig zu sein und sich nicht um jeden Preis in Perfektion verlieren.

Diese Entscheidung war wohl eine der Besten, wobei sich in den letzten 2 Jahren so gute Entscheidungen immer mehr anhäufen. Lasst mich einmal Revue passieren wie ich mich verändert habe, denn ich bin mächtig stolz auf mich und habe es verdient mich selbst zu feiern. So wie jeder!

Ich trinke keinen Alkohol mehr.
Wieso? Ich brauche ihn nicht mehr. Alkohol war für mich oft ein Mittel Stress, Druck und Unsicherheiten zu vergessen. Manchmal nutzte ich ihn als ungesunden Coping Mechanismus, saß alleine zu Hause und betrank mich bis ich einschlief. Ich trank viel Alkohol mit Freunden, aus Unsicherheit nicht die sein zu können die ich bin. Ich dachte ich brauche Alkohol um lustig und unbeschwert zu sein. Jetzt habe ich seit Wochen nichts mehr getrunken. Wenn es doch mal ein alkoholisches Getränk gab, signalisierte mir mein Körper direkt, dass er das nicht will. Selbst ein kleiner Glühwein brachte mich aus dem Gleichgewicht und ich hatte zwei Tage Katererscheinungen. Doch jetzt, wenn ich mit Freunden zusammen bin, gebe ich mich genauso wie ich bin. Ich lache, habe Spaß und bin absolut nicht mehr unsicher (im Kreis MEINER Freunde).

Ich jage nicht mehr dem Perfektionismus hinterher.
Von 2018 auf 2019 bereitete ich ein Harry Potter Silvester vor, Wochen vorher bastelte ich jedes kleinste Detail. Machte Zaubertränke, bemalte Schilder, baute einen Süßigkeitenstand und suchte Rezepte für Butterbier raus. Alles musste perfekt sein, die ganze Wohnung sah aus wie die Harry Potter Studios in London. Als dieses Silvester dann absolut in die Hose ging, realisierte ich, dass diese Perfektion mich nicht weiter bringt.
Dieses Silvester waren wir in Dänemark und anstatt Geld in der Luft zu verbrennen und Dinner for One zu gucken, schauten wir Marvel Filme und begannen dann das neue Jahr mit einem wahrlichen Höhepunkt. Bestes Silvester!
Ich habe mir vorher immer einen Plan für alles gemacht, alles musste danach ablaufen und wehe etwas wich davon ab, dann war alles ruiniert. Jetzt ist es mir egal ob ich noch nicht fertig mit dem Essen bin, wenn Freunde zu Besuch kommen oder wenn ich bei Anderen doch mal zu spät auftauche.

Ich gehe offen mit meinen Emotionen um und sage wie ich mich fühle.
Mittlerweile sage ich Treffen einfach ab, wenn mir nicht danach ist. Ich sage Leuten wenn ich keine Lust mehr habe und begebe mich dann nach Hause. Wenn mir etwas wirklich nahe geht teile ich das meinem Gegenüber direkt mit. Wenn ich jemanden ins Herz geschlossen habe, sage ich es deutlich, damit der Andere weiß wie ich empfinde. Bei Filmen weine ich, wenn mich etwas berührt, ich verstecke mich nicht mehr hinter dem Klos im Hals. Wenn ich etwas nicht mag oder möchte kommuniziere ich das deutlich, kein höfliches Hinnehmen mehr. Oh wie oft befand ich mich in der Situation, dass ich weinend wegrennen wollte, weil es mir alles zu viel war. Aber ich konnte nicht, die falsche Höflichkeit und der Gedanke was die Anderen wohl über mich denken würden standen mir im Weg. All das ist jetzt vorbei. Und es ist mehr als befreiend.

Ich bin achtsamer und lebe im hier und jetzt.
Stundenlang hing ich in Gedanken über die Zukunft. Machte mir Sorgen zu Dingen die noch nicht einmal passiert waren und vermutlich nicht mal passieren würden. Wie oft schämte ich mich für vergangene Momente, trauerte manchen hinterher oder überlegte wie ich es hätte anders machen können. All das erweckte in mir tiefe Ängste. Ängste die mich Nachts nicht schlafen ließen, die mir den letzten Nerv raubten und mich verrückt machten. Jetzt genieße ich jeden Moment, mache mir bewusst wie gut ich es habe und erfreue mich an den kleinen Dingen wie leckeres Essen oder das Lachen von Jonas. Ich atme tief ein um den Moment noch intensiver zu verinnerlichen, lächle und speichere dieses Gefühl von Beständigkeit.

Ich habe meine Spiritualität entdeckt.
Wenn mir jemand vor 2 Jahren gesagt hätte, dass ich heutzutage einen Altar mit einem Ganesha habe, meine Wohnung mit Palo Santo ausräuchere, mit Chakrasteinen meditiere und regelmäßig zu Energiebehandlungen gehe, hätte ich ihn vermutlich ausgelacht. Habe ich doch immer gedacht, dass Spiritualität nur als Extrem gelebt werden kann und an Wahnsinn grenzt. Jetzt sehe ich das Alles anders. Jetzt verstehe ich, dass ich noch auf einer anderen Ebene existiere und nicht nur physisch und in meinem Hirn. Und ich merke wie mir meine Spiritualität gut tut und mir durch komplizierte Phasen hilft, mich gar leitet und mein eigener Energiespendern ist. Wie sie mich gelehrt hat ruhiger in mir zu werden, mich von dem Mond leiten zu lassen und Energien zuzulassen denen ich mich vorher immer verschlossen habe.

Ich lebe meine Sexualität und fühle mich gut damit.
Ein schweres Thema, über das ich auch nochmal einen eigenen Beitrag verfassen werde.
Mein ganzes Leben, hatte ich feste Vorstellungen davon wie Sex sein „muss“.
Ich habe nie gelernt, was Sex für eine verwirklichende und erfüllende Sache sein kann. (Details folgen)

Ich dachte also Sex läuft immer gleich ab, man treibt sich gegenseitig bis zum Höhepunkt und wenn dieser nicht erreicht wird, war es schlechter Sex. Auch dachte ich immer, weil ich ja eine dominante Persönlichkeit bin, müsste ich das auch beim Sex sein, was zu unglaublich stressigen und erdrückenden Malen führte die mich nie auf die Weise befriedigten wie ich gehofft hatte. Mein (unser) Sexleben ist nun quasi auf dem Kopf gestellt.. und gedreht…und überall. Aber am wichtigsten, es herrscht eine Kommunikation. Alles wird besprochen, Vorlieben, Dinge die nicht so toll sind, Dinge die man ausprobieren möchte etc.. Wir hatten schon immer eine gute Kommunikation, aber beim Sex haperte es immer. Jetzt ist das anders. Es gibt klare Rollen Verteilungen, die mir endlich ermöglichen Sex als das zu erleben was es ist. Spaß und Verbundenheit.

Dies sind nun also die herausragendsten Veränderungen, die ich bei mir selbst feststellen konnte. Und man, bin ich stolz. Habe ich vorher in einem Käfig mit Regeln und Dogmen festgesessen, bin ich nun endlich befreit von diesen Eingrenzungen. Die persönliche Entwicklung die ich durchlebt habe ist für mich eines der erfolgreichsten Dinge in meinem Leben, denn erst jetzt kann ich auch wirklich leben!

Abschließend möchte ich also auf allgemein mehr Achtsamkeit hinweisen, nicht nur zum Jahresbeginn, nicht nur bis zu einem bestimmten Datum an dem etwas großes passiert. Lieber in dem jetzt und hier überlegen was dir selbst gerade am besten tut und auf deinen Körper zu hören. Der ist nämlich viel weiser als wir oft denken. Natürlich können Vorsätze auch etwas Gutes sein, wenn sie dir helfen einen Rahmen einzuhalten den du brauchst um zu leben zum Beispiel. Aber sobald sie zu etwas stressigem und unter Druck setzenden werden, solltest du dich von ihnen lösen.

Dieser Beitrag wurde von meinen Bildern aus Dänemark, Alken/ Mossø begleitet. Eine tolle Woche, jedoch kein Blogeintrag wert, da ich mit Dänemark wohl nie so richtig warm werde. Trotzdem gab es ein paar wundervolle Motive die mich jetzt ins neue Jahr begleiten.

Ich hoffe ihr seid gut ins neue Jahr gestartet. Möge euch dieses Jahr gut tun. Erlaubt euch mehr zu atmen und weniger Anspannung zuzulassen.

Angi

Zurück
Zurück

Cha - Cha - Cha - Changes

Weiter
Weiter

Edinburgh Castle und die Highlands