Edinburgh Castle und die Highlands

Montag, Tag 3 unserer Reise begann mit einem wunderbaren Frühstück in einem kleinen Lädchen Namens Brochan. Sogut wie alles ist hier Vegan und mit viel Liebe selbst gemacht. Wir mussten zwar durch die ganze Stadt laufen um von unserer Wohnung bis zu dem Laden zu kommen, aber es hat sich wirklich gelohnt. Ich hatte ein sehr leckeres Porridge mit Chiasamen, Erdbeeren, Lemon Curd und sowas ähnlichem wie Baiser. Dazu einen Kombucha. Super lecker.
Aber nicht ganz so füllend wie ich erst gehofft hatte.

Nach dem Frühstück ging es Richtung Castle. Durch kleine Straßen, fernab von den üblichen Tourismus Strecken schlängelten wir uns von Süden her zu dem Edinburgh Wahrzeichen.

Ernüchternd ist der Eingang der Burg, denn ringsrum sind große Tribühnen aufgebaut die für die verschiedenen Festivals genutzt werden. Somit verliert die Burg sehr schnell am alten Charakter und Charme. Natürlich ist es der absolute Sammelpunkt für Touristen aus aller Welt. Wer also rein garnichts touristisches machen will, sollte die Burg meiden.
Die Schlange vor dem Durchlass war lang, über 30 Minuten standen wir in einer zick-zack geführten Schlange an und ließen uns die Sonne in die Gesichter scheinen. Das klingt vielleicht ganz nett, aber es war eher anstrengend als ein Vergnügen. Endlich an der Kasse, bezahlten wir pro Ticket 19,50£ was für einen simplen Besuch inkl. ein paar alter Ausstellungen, meiner Meinung nach, schon ordentlich teuer ist. Aber gut, wir wollten nunmal gesehen haben wie dieses Castle von innen aussieht.

Also rein und umschauen. Alle paar Meter standen Führer, die Menschen um sich scharrten und von der Geschichte der Burg erzählten. Hinter ihnen ein langer Bauzaun der die ganze nördliche Burgmauer und die dazu gehörigen Kanonen abschottete. Neben den Kanonen und der Mauer lagen Sprengkörper und Feuerwerk Zubehör, denn Abends sollte es hier eines der größten und längsten Feuerwerke der Welt geben. Für den Burg-Flair jedoch eher kontraproduktiv.

Wir liefen die üblichen Wege lang und schauten uns ein wenig um. Die Aussicht haute uns nicht mehr um, immerhin hatten wir vom Arthur’s Seat eine weitaus bessere und höhere Aussicht genossen. Wir ließen uns sogar auf ein paar der kleinen Museen ein und konnten alte staubige Artefakte aus anderen Zeiten begutachten, die alten Gefängniszellen besichtigen und in der “Great Hall” alte Waffen erforschen. Genauso wie es klingt war es auch. Trocken, voll und für Leute mit wenig interesse an alter Geschichte schon fast langweilig. Spannend war dann nur die One O’Clock Gun, wenn wir auch weit weg standen, aber es hatte einen kleinen Schreckfaktor als die Kanone pünktlich um 13 Uhr abgefeuert wurde. Das war aber auch tatsächlich alles und wir entschieden uns das Castle zu verlassen und uns weiter in den Norden zu dem Royal Botanical Garden zu begeben.

Der Weg zu dem großen Park war uns schon fast bekannt, führte er an unserer Wohnung vorbei und an einigen Straßen die wir die letzten Tage schon viel abgelaufen waren. Neu war dann jedoch der Weg entlang am Water of Leith. Begleitet von einigen jungen Schülern, in Schuluniform, liefen wir einen wunderbaren Weg am Fluss entlang. Viel Grün und einige kleine Häusschen säumen das Ufer. Da in Edinburgh viele der Parks eingezäunt sind, mussten wir bis zum westlichen Eingang an der Straße laufen um überhaupt erst rein zu kommen, dort hat man auch die Möglichkeit Tickets für die Gewächshäuser zu kaufen. Aber nach dem teuren Eintritt im Castle, hatten wir beide keine Lust mehr auf Eintritt zahlen. Wir liefen also durch den Royal Botanic Garden, der sehr stark an Planten un Blomen erinnerte. Jedoch stellte er sich schnell als deutlich schöner und ausgefallener heraus. Ähnlich wie ganz Edinburgh, mit den vielen Hügeln, waren auch hier viele Beete in verschiedenen Höhen angebaut. Über kleine Treppchen konnte man rauf und runter laufen. Über saftig grünen und dichten Rasen und weichem Mulch oder über ordentlich angelegte Schotterwege. Eine vielzahl an Bäumen und Pflanzen war zu bewundern und was auffiel, extrem viele verschiedene Arten von Rhododendron!

Zwar gingen wir nicht in die Gewächshäuser rein, aber auch von außen waren diese sehr imposant. Riesige Fenster und innen sah man nur Grün. In diesem Park könnte man sich sicher ewig aufhalten. Ein Labyrinth, Gemüsegärten, diverse Cafés und andere Gebiete. Alles hätte man sich anschauen können, wenn wir nicht so K.O. gewesen wären.

Hungrig und erschöpft ließen wir uns auf dem grünen Rasen nieder und kramten unsere Snacks raus. Eigentlich wollten wir noch zum Meer aber nach abschätzen der weiteren Pläne und unserer Energie, entschieden wir diesen Besuch auf Dienstag zu verlegen und dafür nun zurück zu gehen, etwas zu essen und uns in der Wohnung aufzuhübschen um dann das Feuerwerk zu sehen und in einen Pub zu gehen.

Da ich meine Kamera in der Wohnung lies, gibt es von dem restlichen Abend keine Bilder mehr. Es sei aber soviel gesagt; das Feuerwerk war tatsächlich extrem lang und wirklich groß. Die ganze Edinburgh Innenstadt war abgesperrt, auf dem Calton Hill konnte man sich nur noch schieben lassen und egal wo man stand, man konnte die Funken sehen. Wir waren extra auf dem Calton Hill, jedoch würde ich eher empfehlen auf der Höhe des Scott Monuments einfach auf der Straße zu stehen, dort hat man die Lautstärke und den Blick von weiter unten. So kommt das Feuerwerk noch größer und beeindruckender! Auch von der Waverly Bridge kann man wunderbar alles sehen, was sich über und am Castle abspielt und es ist deutlich leerer als an anderen Ecken!

Da fast jeder zweite Laden ein Pub ist, muss man nicht lang überlegen. Uns war nur wichtig Livemusik zu hören. Die gab es auch in dem Pub für den wir uns dann entschlossen, nur leider war der nach 5 Minuten fertig mit seinem Set. Also leider nur ein kurzes Vergnügen. Es wurde dann zwar Musik aus der Anlage gespielt, aber dies hatte natürlich nicht den Flair den wir gerne gehabt hätten.

Nach dem ersten Gin Tonic wählten wir uns den Edinburgh Seaside Gin aus und erwarteten die selbe Glasgröße wie zuvor. Wieso auch immer bekamen wir aber zwei halbe Liter Gläser die fast genauso viel gekostet haben wie die Einsteiger Gin’s obwohl es bestimmt das 3-fache mehr war. 4,50£ kostet so ein “Krug”, absolut nicht vergleichbar mit den Preisen hier in Deutschland. Nach diesen wirklich sehr gut gemeinten Gin Tonic’s ging es dann angeheitert wieder Heim. Ein perfekter Abschluss für den Montag.


Dienstag ist der einzige Tag, von dem ich keine Bilder mit meiner Kamera habe. Dienstag war nämlich unser auserkorener Shoppingtag!
Wir liefen also durch die Stadt, durch die ganzen kleineren Nebenstraßen und stöberten durch kleine und voll gestopfte Läden. Im Nutcracker Christmas Shop fand ich ganz wunderbare Duftkerzen und einen süßen Tannenbaumanhänger für Jonas und mich. Im Forbidden Planet findet man alles, was das Nerdherz begehrt. Und in vielen anderen Geschäften gibt es Mengen an tollen Kleinigkeiten, die zwar keiner braucht, aber man sich doch freut wenn man sie sieht, verschenkt oder sich selbst gönnt.

Wir brachten unsere Beute in die Wohnung und machten uns dann auf zur nächsten Bushaltestelle um Richtung Meer zu fahren. Eine Fahrt in eine Richtung kostet 1,70£, was wirklich nicht teuer ist und auch das Bezahlsystem ist perfektioniert. Kontaktlos mit Kreditkarte bezahlt man in nur wenigen Sekunden und bekommt direkt seine Fahrkarte ausgedruckt. Gerade das kontaktlose zahlen ist in Edinburgh wahnsinnig vortschrittlich gewesen!

Nach einem kleinen Stau, kamen wir dann doch schnell zum Portobello Beach. Es nieselte und es war recht kühl. Aber die Schotten lassen sich davon nicht abhalten. Kleine Ruderboote, Schwimmer und sogar eine kleine Gruppe mit einem Lagerfeuer genossen den Strand. Wir liefen ein bisschen am Wasser entlang, atmeten die frische Brise ein und gingen dann langsam wieder zurück zur Bushaltestelle.

Wir aßen bei Civerinos. Ein Italiener den ich so noch nicht erlebt hatte. Super modern und mit vielen jungen Leuten bekam man eine super gute und große Pizza, die mich echt umhaute. Bestimmt 45cm, wenn nicht größer lag da so ein riesen Lappen von Pizza vor mir. Ganz fein belegt mit Gemüse und Sugo auf einem hauchdünnen Boden. Und ich meine hauchdünn! So so lecker und perfekt für unseren letzten Abend in Edinburgh!

In der Wohnung angekommen, packte ich meine Sachen, ging nochmal duschen und freute mich wie bolle auf den letzten Tag unserer Reise. Endlich die Highlands sehen. Endlich Natur!


Endlich Mittwoch.
Morgens aufgewacht mit Haaren wie aus der Steckdose, packte ich noch schnell die letzten Sachen in meinen Koffer. Wir machten uns früh auf den Weg zum Flughafen, um uns ein Auto zu leihen. Mit all unserem Zeug bekamen wir einen kleinen roten Flitzer und begannen unsere Tour in die Highlands.

Erstes Ziel war Ben Nevis, dann Loch Ness und von dort dann wieder runter Richtung Edinburgh. Soweit so gut. Das Linksfahren war für Anki eine kleine Herausvorderung, die sie aber super meisterte und während unsere Roadtrip Playlist aus den kleinen Boxen schallte bewunderte ich die kleinen Orte durch die wir fuhren. Die Strecke war simpel und wir mussten theoretisch nur einer Straße folgen.
Auf der A84 Richtung Norden fuhren wir irgendwann am Loch Lubnaig vorbei, unser erster kleiner Boxenstop in den Highlands.

Die Ebenen, die Grüntöne, die Luft, die Wolken, der Nebel, das Wasser. Ich fühlte mich wie in einem Bilderbuch. Das ist Perfektion. Das ist Schönheit. Das ist Leben.

Ich weiß nicht wie ich die Highlands in Worte fassen soll. Man muss sie erlebt haben. Man muss die Luft geatmet, die Wege gegangen und die Berge gesehen haben. Erst dann versteht man diese überwältigende Natur.

Die Luft war frisch und klar. Es war wie eine Reinigung der Lungen. Wie wenn man dehydriert ist und endlich ein klares, kaltes Glas Wasser trinken kann. Dieses Gefühl. Aber in der Lunge, in den Nasenflügeln. Luft die im Stande ist deine Gedanken weg zu wehen, wie Pusteblumen im Wind. Sattes Grün in sovielen Schattierungen, dass du keine Worte mehr für sie findest. Klares Wasser, dass die kleinen Steine umschmeichelt. Eiskalt, klirrend und vitalisierend. Eine Natur die vor Leben vibriert und bebt. Natur die dein Herz kurz aussetzen lässt, auf den Reset Knopf drückt und dich in ihren Takt mitnimmt. Natur so weich wie Seide mit Kanten und Ecken wie von Glasscherben. Ein Bild, dass nur Mutter Natur malen kann.

Wir kamen nicht mehr raus aus dem Staunen. So wunderschön war es.

Wir hielten ein weiteres mal bei der Stelle wo Szenen für den Film Braveheart gedreht wurden bevor wir weiter fuhren zum Fuße es Ben Nevis. Leider hatten wir nicht die Zeit, noch das richtige Schuhwerk um auf den Berg zu wandern. Also liefen wir nur einen kleinen Weg entlang, aber selbst der lohnte sich.

Die Umgebung am Fuße des Ben Nevis erinnerte an einen Urwald. Der leichte Nieselregen tropfte von dem grünen Blätterdach und das Moos sog alles auf, was es kriegen konnte. Farne, Heide und andere Pflanzen säumten den Boden und formten eine dichte Decke. Wenn man einen Blick auf den Himmel erhaschen konnte, war dieser mit dichten und schweren Nebelschwaden verhangen. Ein Schild zu Anfang des Weges warnte uns vor lebensgefährlichen Klippen und Abrutschgefahr. Schnell wurde auch klar wieso, denn der Boden rechts von uns entpuppte sich irgendwann als steiler Abgrund mit einem weiten Blick ins Tal und einem riesigen Wasserlauf, der sich dadurch schlängelte.

Zurück beim Auto fuhren wir etwa 5min wieder zurück, in die Richtung aus der wir gekommen waren. Dort hatten wir nämlich einen großen wilden Fluss gesehen, mit Wasserfällen und einer Brücke, die auf die andere Seite führte.

Die wilden Wassermassen rauschten an den Steinen vorüber, ohne Rücksicht und trotzdem in einem wunderbaren Rhythmus. Die Steine hatten sich dem Wasser schon längst gebeugt und formten ergonomische Wege. Am liebsten hätte ich mich auf die feuchten Steine gesetzt und einfach nur dem Rauschen gelauscht. Die Füße im Wasser tänzeln lassen und vielleicht sogar davon trinken. Ich konnte nicht genug Bilder von diesem Ort machen, wollte ich ihn einfach in allen Perspektiven abspeichern und für immer festhalten.

Back on the Road fuhren wir immer weiter in den Norden Schottlands. Immer mal wieder machten wir kleine Pausen. Oft um die Umgebung zu bestaunen, aber auch oft weil ich uns falsch navigierte. Aber dank meiner Unaufmerksamkeit kamen wir an einen wirklich schottischen Ort. Schafe die grasten, ein kleiner sehr alter Friedhof und ganz viel grün. Dort roch es ganz wunderbar nach Laub und Nadeln, ein wenig Heu und auch ein Hauch süßer Harz lag in der Luft. Malerisch.

Von dort war es dann nichtmehr weit bis zum Loch Ness.

Loch Ness ist sehr sehr groß. 37km lang und 1,5km breit um genau zu sein. Man hat also eine gewisse Auswahl, wo man sich nieder lässt. Wir fuhren bis Dores, da wo auch der Nessiehunter ansässig ist. Die Straße dort hoch ist eine ewig lange Single Lane. Also eine Einspurstraße mit Ausbuchtungen um entgegen kommenden Autos auszuweichen. Dabei hatten wir links von uns die ganze Zeit den Blick auf Loch Ness. Wohl eine der schönsten Strecken des ganzen Road Trips.

In Dores angekommen war die Euphorie riesig. Endlich haben wir unser Ziel erreicht, endlich sehen wir eins von Schottland bekanntesten Sehenswürdigkeiten. Wir waren richtig in einem Grinserausch und freuten uns auch endlich eine längere Pause machen zu können. Beim Nessiehunter kauften wir uns beide eine kleine Nessie, die er aus Fimo auf gesammelten Steinen selbst bastelt. Ein tolles Andenken an so einen Mythen umwobenen Ort.
Im kleinen The Dores Inn aßen wir heiße Suppe und staubten noch eine der tollen Loch Ness Gin Flaschen als Deko ab.

Nach ein paar Knipsern, um auch Beweise zu haben, dass wir da waren, ging es wieder zurück Richtung Edinburgh. Da wir keine Unterkunft mehr gebucht hatten, sondern im Auto schlafen wollten, war der Plan einfach möglichst nah an Edinburgh zu kommen und dann irgendwo im Freien zu übernachten.

Google machte dann bei der Berechnung der Zeit einen sehr schlechten Job und es wurde immer dunkler und wir waren noch mindestens 2 Stunden von Edinburgh entfernt. Zwar war es immer noch toll die verschiedenen Farben der Hügel und Berge zu bestaunen, aber so langsam war bei uns beiden die Luft raus und da ich ja noch nicht fahren kann konnte ich Anki auch keine wirkliche Unterstützung sein.

Als es dann ganz dunkel war und die Uhr kurz vor 22h anzeigte waren die Geduldsfäden wirklich angespannt. Wir beide waren K.O. und müde. Zum Glück fanden wir nach erneutem (mehrfachen) Verfahren endlich einen Parkplatz, gefühlt mitten im Nichts. Nur ein Campingwagen stand drauf und ansonsten war es einfach finster schwarz. Die eigene Hand vor Augen konnte ich nicht sehen, als ich mir noch schnell ein Plätzchen zum Pinkeln suchte. Wir wuselten uns in’s kleine Auto, machten es uns so bequem wie möglich. Am Tag vorher hatten wir extra zwei kleine Kissen und zwei Decken gekauft, um den Komfort wenigstens ein wenig zu erhöhen. Leider war es nur unendlich kalt und keine Decke half. Irgendwann, nach vielleicht 1 Stunde Schlaf - vielleicht auch weniger oder mehr - kramte ich aus meinem Koffer eine weitere Hose, dicke flausch Strümpfe und versuchte mich mit allem einzuwickeln. Meine Regenjacke hatte ich um die Beine geschlossen, Reißverschluss zu und dann noch die Ärmel verknotet. Ich frohr. Meine ganzen Knochen taten weh und an Schlaf war eigentlich garnicht mehr zu denken. Anki ging es ganz ähnlich und wir entschlossen uns einmal den Motor anzumachen und die Heizung voll aufzudrehen. Schnell wurde es im Auto wieder muckelig warm. Da es aber trotzdem so unbequem war, fuhren wir los, zurück zum Flughafen…

Zeitlich passte alles sogar perfekt, das Auto nochmal schnell getankt und dann einchecken. Im Duty-Free stöberten wir noch ein wenig und shoppten ein paar Mitbringsel. Ich kaufte den Gin den wir im Pub getrunken hatten. Nur um dann hier zu Hause festzustellen das es genau diesen hier in Hamburg zu kaufen gibt - für weniger Geld. Herrlich…

Vor dem Flug war ich diesmal nicht ganz so aufgeregt, immerhin wusste ich ja jetzt was auf mich zukommt. Wir hatten auch diesmal einen richtigen Fensterplatz und ich konnte die ganze Zeit rausschauen, gerade beim Start half mir das enorm. Ich konnte vorher die ganzen Flugzeuge sehen die abhoben, ich wusste also genau wie es auch von Außen aussieht. Das gab mir ein Gewisses Gefühl von Kontrolle. Der Start war also wirklich gut, klar der Schwindel und das unwohle Gefühl im Bauch waren noch immer da, aber es verflog schnell. Ich entschied mich dieses Mal Musik zu hören und mich tatsächlich an einem Nickerchen zu versuchen. Da ich aber ganz genau weiß wie lang meine Playlists sind, konnte ich den Flug förmlich in Sekunden zählen. Schlaf war mir auch nicht vergönnt, nur einmal kurz nickte ich ein um dann schreckhaft wach zu werden weil ich meinen Chakra Stein los lies und er klirrend auf den Boden fiel. Und noch immer waren wir in der Luft. Noch immer so weit über dem Erdboden. Jeder Absturz hier wäre tödlich. Ich musste mich sehr kontrollieren um nicht in Panik zu verfallen. Nur noch selten schaute ich aus dem Fenster und zählte in Gedanken meinen Atem. Als das Zeichen zum Anschnallen endlich aufleuchtete fiel mir ein Stein vom Herzen. Von da an ging es dann wieder ganz schnell und wir landeten sicher in Hamburg.

Wir brauchten dann ewig um vom Flugzeug mit Shuttle Bussen zum Terminal zu kommen, die Laune war im Keller. Ich hatte Kopfschmerzen, Durst und wollte endlich wieder mit normalem guten Hamburger Wasser duschen. Endlich wieder normales Leitungswasser, dass nicht nach Weichmacher schmeckte…Aber all das schiebte sich in den Hintergrund als ich aus der Tür in den Ankuftsbereich trat und meinen Ehemann und mein Hundekind endlich wieder sah. Atlas freute sich überschwänglich und auch ich hob ihn erstmal hoch und drückte ihn fest an mich. Jonas umarmte und küsste mich als hätten wir uns Monate nicht gesehen und als Überraschung kam dann noch meine Mama mit Blumen um die Ecke.
Endlich wieder zu Hause
, dachte ich mir - mit einem kleinen Stich im Herzen nun nicht mehr in den Highlands sein zu können.


Nun ist es 21 Tage her, dass wir wieder gekommen sind und ich würde jetzt sofort wieder hinfliegen. Aber diesmal würde ich bleiben. Auf unbestimmte Zeit. Jede Reise die ich mache verändert mich. Sie verändern meine ganze Existenz. Der Wille immer unterwegs zu sein, immer on the road, immer an einem neuen Ort aufzuwachen - er wird immer stärker. Nächstes Jahr haben wir (Jonas und ich) nun auch unsere große Hochzeitsfeier abgeblasen, denn der Roadtrip den wir planen, mit unserem eigenen Heim auf 4 Rädern, wird immer wichtiger und nimmt mehr Platz in unseren Herzen ein. Es wird Zeit….

Edinburgh kann ich nicht nur empfehlen, ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass es auf jeder Reisebucketlist ganz oben stehen sollte. Soviel Kultur, Geschichte und trotzdem moderne Lebensstile muss man gesehen haben. Und die veganen Doughnuts muss man gegessen haben!

An dieser Stelle möchte ich mich nochmal bei der allerbesten und wunderbarsten Freundin, die ich je hatte, bedanken! Anki du bist eine so tolle und zuverlässige Person. Du bist immer für mich da und hast mich zu dieser Reise ermutigt, dank dir habe ich mich der Flugangst gestellt. Danke für die stundenlangen Gespräche, für die lustigen Verrücktheiten und die Geduld wenn ich mal wieder ewig Fotografierte.
Ich hab dich unendlich lieb!

Hiermit endet das Kapitel Schottland - vorerst.

Angi

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Edinburgh und das Abenteuer Fliegen