Harz 2.0 - Gleich, aber doch irgendwie anders...

Ein Liebesbrief an den Harz

Wie habe ich dich vermisst. Wie eine alte Freundin oder eine gute Serie. Du hast mir die erste Chance gegeben mich selbst zu finden und mir selbst mehr zuzutrauen. Du hast mir gezeigt, dass ich stärker bin als ich je gedacht habe und mich daran erinnert wo meine Wurzeln liegen. Der Anfang des Weges zurück zu meinem wahren ich. Zur Realisierung und zur Verwirklichung meiner Selbst. Du warst der Trigger für eine Lawine aus Erkenntnissen, Mut und Verständnis. Dich wiederzusehen gab mir ein Gefühl von nach Hause kommen. Du warst gleich - doch ich war jemand anders. Diesmal waren wir eine Symbiose. Diesmal waren wir eine Balance aus Liebe und Gleichgesinntheit. Diesmal brauchte ich keine Ratschläge, keine Wegweisung. Diesmal besuchte ich dich, um dir für all das zu danken, was du in mir ausgelöst hast.

Danke.

Oktober 2018 war ich das erste Mal im Harz wandern. Damals war ich alleine unterwegs und es war mein allererster Wandertrip. Zuvor war ich nur alleine in der Lüneburger Heide mit dem Fahrrad unterwegs gewesen. Der Trip vor 2 Jahren war eine Offenbahrung. Schon damals auf dem Weg nach St. Andreasberg lösten sich so viele Emotionen und Ängste, dass ich schon leicht übervordert war mit der ganzen Situation. Ich war schon ein paar Monate in Therapie und fühlte mich bereit, alleine unterwegs zu sein, trotz immer noch starker Essstörungsproblemen und Selbstzweifeln größer als der Eiffelturm, wusste ich, ich brauchte diesen Trip. Alles dazu könnt ihr HIER nachlesen.

Seit diesem Trip hat sich soviel verändert. ICH habe mich verändert. Es war merkwürdig die alten Strecken zu gehen und zu wissen mit welchen Lasten ich beim letzten mal diese Wege gegangen bin. Diesmal fühlte ich mich so ruhig. Mal abgesehen von den PMS die mich plagten, fühlte ich mich richtig wohl und angekommen.

Diesmal waren wir zu dritt in St. Andreasberg und wir würden auch nur dort bleiben, da wir leider nur 4 Nächte hatten. Aber das war absolut kein Problem, denn wir haben die Zeit die wir dort hatten wunderbar genießen können. Statt zu einem anderen Ort zu wandern liefen wir von St. Andreasberg verschiedene Strecken. Eine davon war zur Wolfswarte. Das Highlight meiner Wanderung 2018. Und auch dieses Mal war es ein Highlight. Denn dieses Mal konnte ich die Schönheit der Formationen noch viel mehr genießen und ehren als noch vor 2 Jahren. 2018 war ich so sehr beschäftigt mit mir selbst, an der Spitze angekommen war ich so in Gedanken versunken und konnte mich kaum auf diese Natur konzentrieren. Dieses Mal stand ich mutig auf der Spitze, ohne Angst, ohne in Gedanken verstrickt zu sein, völlig im Hier und Jetzt.

Ich legte mich auf die Steine und schloss meine Augen. Ich atmete bewusst langsam den starken Wind der mir über die Haut fuhr ein und begann mit Mutter Natur zu verschmelzen. Ich fühlte mich geborgen und endlich wieder da wo ich hin gehörte. Doch diesmal war es kein Zwang der mich dort hielt, diesmal war es die pure Wertschätzung und Geborgenheit die ich verspürte. Ich brauche die Natur nicht mehr um mich zu halten oder mich zu stärken. Ich bin in mir selbst nun so sicher und selbstbewusst, dass ich diese Gefühle ganz allein kreieren kann. Mutter Natur ist nun wie ein Spiegel, eine Erinnerung an mich selbst, aber die Kraft und den Glauben an mich selbst, erschaffe ich nun allein. Sie war mir eine Stütze und manchmal ist sie das immer noch, aber die meiste Zeit bin ich meine eigene Stütze, meine eigene Wegweiserin. Jetzt ist es nicht mehr die Angst und Unsicherheit die mich in die Natur treibt, jetzt ist es mein Bewusstsein und meine eigene Stärke die mir zeigen wie ich im Einklang mit mir selber und demnach der Natur leben kann.

Es klingt vielleicht merkwürdig oder abgefahren, aber für mich ist und bleib die Natur die beste Medizin und wenn man erstmal verstanden hat, dass man selbst ein Teil des großen Ganzen ist, kann man sich viel schneller und selbstverständlicher heilen.

Wie dem auch sei. Natürlich wollte ich ein neues Bild machen, dass meine derzeitige Situation besser wiederspiegelt als das Letzte, was ich 2018 geschossen habe. Mit meinem Mann, verheiratet seit einem Jahr und natürlich mit meinem Seelenhund - denn das hat sich nicht verändert.

Diese Bilder sind ein wunderbarer Spiegel meines Lebens. Gemeinsam mit meiner Familie erklimme ich jeden Berg, jede Hürde. Mit verrückten Haaren, verspielten Aktionen, immer in Yoga Leggings und einem Schmunzeln auf den Lippen. Ciao 2018, hallo Zukunft.

Auch hat sich mein “Drang” alles dokumentieren zu müssen verändert. Jetzt habe ich Bilder gemacht für mich, für uns, nicht für eine Plattform. Die Bilder hier sind auch alle völlig durcheinander statt zeitlich geordnet weil es für mich auch einfach nicht mehr wichtig ist, alles perfekt darzustellen. Perfektion, so wie wir sie uns vorstellen, ist ein Korsett um uns in eine Form zu pressen die der großen Mehrheit gefällt. Dabei ist eigentliche Perfektion, die perfekte Ausgeglichenheit von Stickstoff und Sauerstoff in unserer Atmosphäre, die uns erlaubt zu atmen. Die perfekte Entfernung zur Sonne die unseren Planeten erlaubt eine angenehme Temperatur zu halten und nicht zu verbrennen wie die Venus oder zu erfrieren wie Pluto. Das ist wahre Perfektion. Daher ist auch dieser Beitrag eher ein Gewirr aus Gedanken und Impressionen als ein lineares Kunstwerk. Diesen Anspruch habe ich einfach nicht mehr. Es macht mir Spaß drauf los zu tippen und einfach nieder zu rattern was mir gerade in den Sinn kommt, als alles fest zu durchdenken und irgendwie einen “ansehnlichen” und “konstruiierten” Blogpost hin zu klatschen.

Also hier einfach noch ein paar Bilder :D

Ein weiteres Highlight dieses Trips war übrigens, dass ich zum ersten Mal mit einem Skilift hoch und dann auf einer Sommerrodelbahn wieder runter gefahren bin. Die 2018 Angi hätte sich das nie im Leben getraut, dafür war die Angst viel zu groß. 2020 Angi hat aber Eier(stöcke) und hat sich getraut. Und es war GEIL!
Natürlich war die Skilift Fahrt trotzdem etwas unangenehm, denn als Controlfreak und mit Höhenangst liegen mir solche wackelnden Sitze nicht sonderlich. Aber dann runter zu düsen und in den Kurven schön in Seitenlage zu liegen war ein mega gutes Gefühl.

Wir hatten auch noch unseren ersten Hochzeitstag, der eigentlich erst der Anlass zu dieser Reise war. Wir haben dieses ganze Jahr über fast täglich Bilder gemacht, diese habe ich dann in ein Video zusammen geschnitten, mit epischer Musikunterlegung und noch einer persönlichen Nachricht. Ich musste heulen, denn dieses Jahr war so ereignisreich und so gut. Ich bin so dankbar für diesen Mann an meiner Seite. ..
Wir haben beschlossen mit den Fotos weiter zu machen, denn dieser kleine Rückblick war eine wunderschöne Erinnerung an all das, was wir gemeinsam erlebt hatten.
Teilen werde ich dieses Video hier jedoch nicht, ich teile ja doch sehr viel, daher ist es irgendwie schön diese kleine Perle für uns zu haben und nur den engsten Kreis eingeweiht zu haben.

Am letzten vollen Tag, fand Jonas dann noch einen Wildschwein Schädel. Ein wahrlicher Jackpot, denn ich wollte schon lange Schätze im Wald finden um ihnen dann zu Hause ein preisendes Dasein zu schenken. Wir haben auch noch kleine Mineralien gefunden, Schneckenhäuser und wunderbare Federn. Alles Geschenke von Mutter Natur, die nun hier zu Hause einen Ehrenplatz bekommen haben. Ich weiß nicht was es ist, aber ich liebe es solche Dinge zu sammeln. Ich kann mittlerweile an keiner Feder mehr vorbei laufen.

Und wer jetzt mit “IHH” kommt, kann sich gleich wieder in seine klinisch reine Welt verziehen, dass ist alles nämlich total wunderschön und nicht eklig.


Um diesen chaotischen Beitrag nun zu beenden, möchte ich mich abschließend bei mir selbst bedanken. Bei der 2018 Angi, die damals die Entscheidung richtig getroffen hatte, alleine zu wandern und sich auf die Spuren der richtigen Angi zu begeben. Ich bin mir selbst so nah wie noch nie zuvor und bin dankbar für all diese Erfahrungen die ich machen durfte um hier her zu kommen.

Danke, an jeden der bis hierher gelesen hat ♥
Angi ♥

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