Hallo Deutschland - Teil 1


Unsere Idee war es, Deutschland mit einem Road Trip zu erkunden. Eingeplant hatten wir 13 Tage um vom Osten richtung Süden und über Westen zurück zu fahren. Unsere Ziele waren Bad Schandau, Berchtesgadener Land, Oberstorf im Allgäu und der Schwarzwald. Eigentlich wollten wir auch in die Eifel, aber dort verloren gerade viele Menschen ihr Zuhause aufgrund von Überschwemmungen… Vielleicht hätte uns das schon ein Zeichen sein sollen…


Ende Juni ‘21 begann ich mit der Planung unserer Deutschland Reise. Wir hatten genug Fahrerfahrung gesammelt und waren endlich bereit unser Land zu erkunden. Es sollte eine Generalprobe für kommende Road Trips sein. Wir wollten herausfinden, was wir brauchen würden und worauf wir besonders achten müssten und OH MAN ich kann euch garantieren wir haben VIEL gelernt… Auch einiges, dass man sich hätte ersparen können - aber hey, wenigstens wissen wir es besser für’s nächste Mal…

Disclaimer: Dieser Eintrag kommt fast 1 ganzes Jahr später als die eigentliche Reise stattfand, daher sind Erzählungen eher knapp gehalten.

Bevor es wirklich los ging besorgten wir uns allerhand Zubehör. Da wir Zelten wollten brauchten wir noch ein bisschen Camping Equipment. Wir testeten sogar eine Nacht im Zelt mit unserem aktuellen Equipment auf dem Grundstück meines Stiefpapas. Dabei stellten wir fest, dass der uralte Schlafsack aus der Bundeswehrzeit meines Vaters (!!) wohl voller Milben war.
Warum?

1. Er war abnormal schwer und fühlte sich bei jeder Berührung “klamm” an.

2. Ich bekam nach 10 Minuten drin liegen keine Luft mehr ~ Allergie.

3. Wir wollen garnicht über den Geruch reden…

So mussten wir also auch neue Schlafsäcke besorgen, neben einer großen Luftmatratze, Tisch, Campingkocher, Kühltruhe und sonstiges Zubehör wohl mit das teuerste. Insgesamt war also die Vorbereitung am teuersten, die Reise selbst war sogar günstiger als erwartet, da wir viel selbst kochten und keine Touri-Attraktionen besuchten.

Ich bereitete ein kleines “Hexen-Säckchen” in einem Ritual vor. Es lag während der Fahrt immer vorne auf der Frontkonsole, es sollte uns während unserer Reise schützen.

Ich habe ein aufwendiges PDF erstellt, indem ich die genauen Reisedaten plante. Die Sehenwürdigkeiten, die möglichen Restaurants oder Einkaufsmöglichkeiten und die Dauer der jeweiligen Touren.

Wir bereiteten uns auf alle möglichen Situationen vor, sogar ein kleiner Feuerlöscher war dabei… Nun konnte eigentlich nix mehr schief gehen… Außer der Wetterbericht. Die Eiffel wurde überschwemmt und es sah so aus, als würde es im Allgäu und rundherum ähnliche Situationen geben. Wir ließen uns nicht entmutigen und hofften einfach auf das Beste…

24.07.21

Der Tag vor der Abreise war voll mit abschließenden Vorbereitungen. Wir packten die letzten Dinge ein, räumten die Wohnung auf, genossen noch einmal unseren schönen Balkon und gingen zeitig ins Bett.

25.07.21

Pünktlich um 7:30 Uhr saßen wir im Auto, bereit für unseren Road Trip. Bepackt mit allerlei Essen und kleinen Augen ging es los zum ersten Zwischenstopp: Magdeburg.

Magdeburg war für einen kurzen Trip wirklich gut geeignet. Das Hundertwasser Haus “Grüne Zitadelle”, die Altstadt und die ganzen Stauen waren schon cool zu sehen. Wie spannend das ganze ist, wenn man länger dort ist, kann ich nicht beurteilen - aber generell finde ich östliche Städte nicht so einladend.

Zu diesem Zeitpunkt war es extrem heiß und wir mussten leider viele Pausen machen, damit Atlas sich erholen kann. Egal wie sehr ich es mir damals gewünscht habe, leider kamen die Atemprobleme doch. Trotz der bedachten Auswahl der Züchterin. Trotz der Eltern mit Nase…
Atlas hatte so starke Probleme mit der Hitze, dass wir unsicher über den weiteren Verlauf unserer Reise waren. Ich fühlte mich mit dem Gedanken nicht wohl, ihn dieser Folter auszusetzen…

Wir gingen schnell wieder zurück zum Auto, hatten auf dem Weg jeden Brunnen genutzt um wenigstens Atlas’ Pfoten abzukühlen und powerten dann die Klimaanlage auf erfrischende 12°C. Atlas konnte sich schnell aklimatisieren und wir entschlossen weiter zu fahren.

Während draußen 30°C ballerten, setzten wir - dick eingepackt in unseren Jacken - den Weg zu unserem ersten Campingplatz in Bad Schandau fort.

Irgendwann zwischen 15-16:00 Uhr kamen wir in Bad Schandau, genauer gesagt auf dem Campingplatz Ostrauer Mühle, an und bauten sofort unser Zelt auf. Wir planten unseren weiteren Tag und stärkten uns mit Brot, das Jonas selbstgebacken hatte.

Und weil der Tag ja nicht schon aufregend genug gewesen war, entschieden wir uns noch am selben Abend, um 19:30Uhr, zu den Schrammsteinen zu wandern. Als ich 2019 im Elbsandsteingebirge war, wollte ich die Schrammsteine auch gerne sehen, entschied mich aber dagegen, da ich Atlas die ganzen Leitern nicht hochtragen konnte und mein Rucksack für ihn nicht groß genug war. Wir hatten jedoch vorher getestet, ob Atlas in Jonas’ Rucksack Platz finden würde und starteten so mit einem fast leeren Rucksack und meinem in dem fast alles andere drin war…

Vorbei am Falkenstein erfand ich eine Geschichte über einen einsamen Lappen, der am Rande des Weges über einem Ast hing. Der Lappen kam von der Familie Peters und war glücklich endlich mal mit auf ein Abenteuer genommen zu werden… Das war natürlich eine Ablenkung von der Tatsache, dass es begann dunkel zu werden und wir erst bei der Hälfte der Strecke waren und den schwierigsten Aufstieg erst noch vor uns hatten. Wir hatten uns völlig überschätzt “Das sind nur ca. 3,4km!” - ja aber der Aufstieg, den hatten wir dabei völlig vergessen…

Am Fuße der Schrammsteine standen wir also - 417,2m sind die übrigens hoch. Soviel mussten wir zum Glück nicht erklimmen, aber es war mehr als genug und scheiß anstrengend. Die Luft war erdrückend warm und feucht. Wir schwitzten ohne abzukühlen und die Eisenleitern schienen kein Ende zu haben.

Wir machten viele Pausen, weil Jonas’ Kreislauf nicht ganz “auf der Höhe” war (hehe - wegen Höhenmeter und so…) und Atlas unbedingt aus dem Rucksack raus wollte…


Die Sonne ging unter als wir die Schrammsteinaussicht erreichten. Wir waren beide völlig erschöpft, Jonas’ hätte sich nach eigenen Aussagen am liebsten übergeben und ich hatte den krassesten Adrenalinkick. Wir ließen einen Jubelschrei los und genossen die wahrlich schöne Aussicht.

Ich kann absolut niemandem raten, so eine selten dämliche Aktion zu starten. Rauf ist die eine Sache aber runter, im stockfinsteren Wald, ist ein absoluter Horrortrip! Wir hatten nur eine Stirnlampe um die ganzen Leitern wieder abzusteigen, mal abgesehen davon, ist der Wald nunmal voller Tiere, besonders Nachts, da sie da ja normalerweise nicht von zweibeinigen Primaten genervt werden. Überall raschelte es, ohne Lampe konnte man seine eigene Hand vor Augen nicht sehen und irgendwie mussten wir wieder den Weg zurück finden. Da wir einen anderen Weg runter genommen hatten, wusste ich nicht mehr wie wir zurück kommen, also war es ein hektisches wechseln von Karte und Smartphone, plus mit der Stirnlampe wild den finsteren Wald nach Schildern oder Makierungen absuchen. Mein Herz raste, eigentlich habe ich keine Angst im Dunkeln, aber Wölfe und auch Luchse sind im Elbsandsteingebirge heimisch und ganz ehrlich, nach der halsbrecherischen Aktion wäre es deren Recht gewesen uns zu fressen…

ABER wir wurden nicht gefressen, Jonas bewahrte einen kühlen Kopf und beruhigte mich, sodass ich uns sicher ohne Werwolf Angriffe oder Stolperaktionen zurück ins Camp führen konnte.
Gegen 23:00Uhr kamen wir an und unsere Zeltnachbarn begrüßten uns ganz lieb und sagten, dass sie schon überlegt hatten Rettungsaktionen ins Rollen zu bringen. Wie wir am nächsten Tag nämlich durch eine Einheimische erfuhren, werden von dort oben regelmäßig Menschen mit Hubschrauber geholt, weil sie sich nicht mehr runter trauen.
Ne, ne, wir nicht. Wir haben uns runter getraut und damit wahrscheinlich die bisher lebensgefährlichste, gemeinsam erlebte Situation überstanden.

Wir beendeten den Tag mit einem Eintrag in unser Reisetagebuch.


Der nächste Teil folgt!


Angi ♥

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