Wiedergeburt
TRIGGER WARNUNG - ESSSTÖRUNG
2018
.... wie schnell das neue Jahr jetzt doch kam. Wie eine Welle brach es über mich ein, grade noch Weihnachten und plötzlich schon Neujahrsvorsätze. Zu kurz war die Zeit um wenigstens Luft zu holen. Erdrückend und schwer begann mein Jahr.
Manche die mir schon Jahre folgen kennen vielleicht meine immer mal wiederkehrenden Mentalen Probleme. Ich will es nicht runterspielen noch verharmlosen, sie sind da, sie schreien in meinem Inneren und manchmal schaffen sie es aus meiner Seele zu kriechen und meine Welt ins Chaos zu stürzen. Sie haben keinen Namen, ich will ihnen auch keinen geben, die Angst ist zu groß sie würden dann nochmehr Raum in meinem Inneren einnehmen.
Im Sommer letzten Jahres gesellte sich zu dem Intermezzo aus mentalen Beschwerden eine weitere hinterhältige und starke Figur. Sie umklammerte mich in windeseile mit ihrem kalten festen Griff und riss mich schnell in Gewohnheiten die ich mir nie hätte vorstellen können.
Ich wollte doch nur ein paar Kilo abnehmen...
Schnell begann mein Alltag daraus zu bestehen nie mehr als mein gesetztes Kalorienlimit zu überschreiten, der Gedanke an jedes Nahrungsmittel drehte mir den Magen um, obwohl mein Körper schrie. Er schrie nach Essen. Aber ich ließ es nicht zu. In meinem Kopf war dies der einzig richtige Weg. Schnell waren die Ersten 10kg runter. Ich fühlte mich großartig. Für genau 20 Sekunden. Denn dann sah ich wo ich noch "zu viel" hatte. Also ritt ich mit meinem neuen Bekannten, Hand in Hand, in den Sonnenuntergang und somit immer tiefer in eine Essstörung.
Ja. Ich habe eine Essstörung. Ich habe diesem Problem einen Namen gegeben, denn es hat mein Leben fest in der Hand.
Die nächsten 9kg waren nicht mehr so leicht, das Biest redete mir ein, es läge an der hohen Kalorienzahl die ich noch zu mir nehme. Lösung? Kalorienaufnahme weiter runter schrauben und öfters fasten. 60 Stunden Fasten, mit nichts ausser Wasser, zuckerfreien Kaugummis und Cola Zero, waren für mich der größte Erfolg. Ich fühlte mich machtvoll und unter Kontrolle.
Ich verlor maßenhaft Haare, selten waren meine Haare so dünn wie jetzt. Sogar kahle Stellen darf ich zu meinen "Errungenschaften" zählen. Aber es war mir egal, ich dachte tatsächlich darüber nach ob der Haarverlust vielleicht auch Gewichtabnahme bedeuten würde.
Zwischen Weihnachten und Silvester bemerkte ich wie mein Körper mich stoppte. Ich verlor kein Gewicht mehr, trotz minimalem Essen und viel Bewegung. Ich dachte viel darüber nach wieder eine gesunde Beziehung zu meinem Körper und Essen aufzubauen...aber bis zu meinem Ziel war es doch garnicht mehr so weit... Ich versuchte weiter Gewicht zu verlieren, wenigstens noch ein bisschen. Doch es tat sich nichts. Da machte es klick.
Am 12.01.2018 beschloss ich wieder gesund zu werden. Ich beschloss wieder zu essen und meinem Körper das zu geben was er braucht. Nein ich bin nicht untergewichtig, mein BMI ist allerdings eher im unteren Bereich. Nein ich bin nicht nur Haut und Knochen, aber in meinem Kopf, in meinem Kopf bin ich krank. Essstörungen passieren zuerst im Hirn und beeinflussen dann den Körper. Ich denke ich kann es schaffen wieder zurück zu kommen, zu mir selbst und zu einem gesunden Körper. Es ist schwer, denn die Macht und die stetig sinkende Zahl auf der Waage gaben mir ein gutes Gefühl...
Jeder Tag ist ein Kampf, aber ich werde Kämpfen. Dafür wurde ich geboren. Das kann ich am besten.
Kämpfen.
Angi